Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
27.05.2013 15:09 +Feedback
Gott, was waren die Deutschen überrascht und entsetzt, als sie nach Kriegsende erfahren mussten, dass die jüdischen Nachbarn, denen sie sich so verbunden fühlten, nicht in Sanatorien, sondern in Vernichtungslager deportiert worden waren, wo sie zu Rauch und Seife verarbeitet wurden. Nein, das konnte doch niemand wissen, obwohl Hunderttausende von deutschen Mitbürgern bei der Reichsbahn und den Lagerverwaltungen beschäftigt waren, woher sie Briefe und Pakete nach Hause schickten. Die Endlösung war das am besten gehütete Geheimnis der deutschen Geschichte.
Inzwischen haben die meisten Deutschen eingesehen, dass es besser ist, sich mit der eigenen Geschichte zu versöhnen, als gegen sie Sturm zu laufen. Nur die Grünen kämpfen noch verzweifelt um ihre Unschuld. Ein grüner Abgeordneter im Landtag von Nordrheinwestfalen zum Beispiel, der auf die Anfrage, was er von der Forderung der grünen Bundestagsfraktion halte, israelische Produkte, die in der Westbank hergestellt wurden, gesondert zu kennzeichnen, Folgendes antwortete:
Sehr geehrter Herr H.,
würden Sie mir bitte einen Beleg liefern, das so etwas tatsächlich von meiner Partei gemacht wird. Eine Kleine Anfrage ist normalerweise ein Instrument von Landtagsfraktionen oder der Bundestagsfraktion. Ich kann mir das nicht vorstellen das so etwas von uns Grünen kommt und mir ist auch kein derartiger Aufruf oder eine Kleine Anfrage in der Art bekannt. Wenn Sie Sich entscheiden einen solchen Aufruf (gemeint ist: im Gegenzug die Grünen zu boykottieren) zu unterstützen sollten Sie ja auch den Beleg dafür haben dass diese Behauptung zutreffend ist.
Mit freundlichen Grüßen
Nun, ein Politiker, der sich mit Rechtschreibung und Zeichensetzung schwer tut, ist vermutlich auch nicht in der Lage, die Google-Suchmaschine zu bedienen.
Wäre er es, könnte er die Kleine Anfrage seiner grünen Genossen, von der er noch nichts gehört hat und die er sich nicht vorstellen kann, mühelos finden, hier:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/133/1713339.pdf
Auch Reinhard Bütikofer, ehemaliger Sprecher der Grünen, lebt zwar nicht hinter dem Mond, aber doch in einer Umgebung, die ihm unangenehme Nachrichten offenbar ersparen möchte. Er sitzt bzw. pennt im Europaparlament und hat deswegen viel Zeit, sich um seine Facebook-Seite zu kümmern, wo er neulich Folgendes gepostet hat: There’s no such thing as a German Greens ‘Israel #boycott’. This anti-Green slander is without any base in the facts; it’s absurd. Ojwej, die armen Grünen werden verleumdet, völlig grundlos, von einem Boykott kann keine Rede, es handelt sich ja nur um die “Ermöglichung einer informierten Kaufentscheidung”, also eine kleine Hilfe für den Konsumenten.
Wenn man sich ein solches Bild ganz unvoreingenommen anschaut, muss man zu dem Schluss kommen, dass es auch damals nicht um einen Boykott, sondern um die Ermöglichung einer informierten Kaufentscheidung ging. Um nichts Anderes geht es den Grünen heute. Wer auf die braunen Ursprünge grüner Aktivitäten hinweist, der betreibt Verleumdung.
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