Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

16.04.2013   18:26   +Feedback

APP - Anonyme Party Pupser

Pünktlich zum 65. Jahrestag der Gründung Israels veröffentlichte eine Gruppe “besorgter Juden und Israelis” einen “Aufruf an Juden in aller Welt”, ihrerseits “den Staat Israel aufzurufen, zu den friedlichen, moralischen, demokratischen und humanistischen Werten, die uns lieb und wert sind, zurückzukehren”. Schaut man sich die Liste der Unterzeichner an, fällt einem auf, dass etliche der “usual suspects” fehlen: Uri Avneri ist nicht dabei, Amira Hass fehlt unentschuldigt, Gideon Levy muss verschlafen haben. Dafür sind viele Professoren mit von der Partie und andere gesellschaftlich relevante Elemente, die als Beruf “Activist”, “Civil Society Leader”, “Artist”, “Zionist Humanist”, “Conflict Resolution Trainer”, “House Wife”, “Peace Building”, “Clown” und “Art Therapist” angeben. So weit, so gut. Man muss ihnen zugute halten, dass sie in Israel keine Möglichkeit haben, ihre Meinung kund zu tun oder sich politisch zu betätigen, weswegen sie sich an “die Juden in aller Welt” wenden müssen.

Umso erstaunlicher ist, dass die Juden in aller Welt den “dringenden Appell” nicht zur Kenntnis nahmen. Bis auf eine gesellschaftlich relevante Gruppe, die umgehend reagierte. Die “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.” Sie reagierte umgehend, denn ihr ging der Aufruf nicht weit genug. Eine “Kooperation” mit den “besorgten Juden und Israelis” könne nur “auf der Grundlage einer gemeinsamen Anerkennung der dringenden Notwendigkeit erfolgen, den israelischen Staat in einen Staat mit demokratischen Strukturen für alle seine Einwohner zu verwandeln, der keine Privilegien einer ethnischen Gruppe auf Kosten einer anderen duldet”. Das war eine extrem klare Ansage, die sich so las wie eines der vielen Angebote der Hamas zur Zusammenarbeit mit der Fatah auf der Grundlage einer gemeinsamen Anerkennung der dringenden Notwendigkeit… was auch immer.

Wer aber ist diese “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.”, die so weitgehende Forderungen stellt und kurz davor ist, sie in die Praxis umzusetzen?

Laut Impressum der “JSfgFiNeV” eine der vielen Basis- und Massenorganisationen, die im Berliner “Haus der Demokratie” ihren Sitz haben, das seinerseits eine “einer Denkwerkstatt, ein Ort des Dialogs und der Arbeit für mehr Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an den Entscheidungen der modernen Gesellschaft” sein will. Die Liste der “Organisationen bzw. Mieter” liest sich wie das Who Is Who der Kandidaten für den Alternativen Friedensnobelpreis, darunter die “Bibliothek der Freien. Anarchistische Bücherei”, die “Initiative gegen das Chipkartensystem” und “NUT - Frauen in Naturwissenschaft und Technik e.V.”.

Nur eine “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.” ist nicht dabei. Was ist passiert? Wurde sie entmietet, vertrieben, wie einst die Palästinenser von den Zionisten? Ist sie umgezogen, vielleicht in das fensterlose Basement des Hotel Adlon? Oder unter das Dach der “Adass Jisroel”-Gemeinde? Wir hätten gerne einen CEO der “Jüdischeb Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.” gefragt, aber leider enthält das Impressum außer der Adresse des Hauses der Demokratie keine weitere Angabe. “Für den Inhalt verantwortlich” ist, Sie ahnen es, die “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost”, die offenbar keinen Vorsitzenden, keinen gesetzlichen Vertreter, nicht einmal, wie früher üblich, einen “Sitzredakteur” hat. Seltsam, nicht wahr. Dafür ist die “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.” angeblich “durch das Finanzamt für Körperschaften I Berlin als förderungswürdig im Sinne von Abschnitt A, Nr. 4 der Anlage 1 zu § 48 Abs. 2 EStDV anerkannt”.

Wir werden der Sache nachgehen und Sie auf dem Laufenden halten. Falls Sie etwas über die Sache wissen, dann schreiben Sie uns! Schreiben Sie uns auf unser Konto!

 

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