Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

27.02.2010   13:00   +Feedback

Israels kleine Helfer

Wenn der Direktor des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) an der TU, Prof. Dr. Wolfgang Benz, nicht so wahnsinnig mit den Vorbereitungen für seine Abschiedsvorlesung über die strukturellen Ähnlichkeiten zwischen Antisemitismus und Islamophobie beschäftigt wäre, käme er vielleicht dazu, etwas darüber zu schreiben, warum die Antisemiten den Antisemitismusforschern immer um wenigstens eine Nasenlänge voraus sind. Ist ja an sich ein interessantes Thema, dessen sich mal ein Fachmann wie Benz annehmen sollte. Zum Beispiel:

Eine linke Zeitung, die nicht erinmal zum Einwickeln toter Fische taugt, schreibt über den ausgefallenen Auftritt von Norman Finkelstein in Berlin und fasst ihren Bericht in der Oberzeile “Erfolgreiche Kampagnen gegen Juden, die Israels Überleben sichern wollen” zusammen.

Zu den Juden, die Israels Überleben sichern wollen und deswegen seltsamerweise von der Israel-Lobby bekämpft werden, zählen neben Finkelstein auch “Felicia Langer, Evelyn Hecht-Galinski, Uri Avnery und andere, die für Israel die Überlebenschance im Ausgleich mit den Nachbarn sehen…”

Wir wissen nicht, ob die verzweifelte Hausfrau aus dem hinteren Kandertal gegen die Unterstellung, sie wolle “Israels Überleben sichern”, bereits eine Einstweilige Verfügung erwirkt hat, wir halten es für wenig wahrscheinlich, dass dieses Ziel an der Spitze ihrer Agenda steht, die sie zwischen zwei Kehrwochen betreibt.

Aber originell ist es schon, ausgerechnet die Antizionisten zu denjenigen zu ernennen, die Israels Überleben sichern wollen. Noch origineller wäre es nur noch zu behaupten, den Antisemiten habe das Überleben der Juden dermaßen am Herzen gelegen, dass sie an ihnen die Gültigkeit der “Survival-of-the Fittest”-Regel überprüfen wollten.

Dem real existierenden Antisemitismus ging es nicht darum, die Lebensumstände und das Verhalten der Juden zu verändern, um ihnen zu helfen, es ging darum, die Juden im Abgrund der Geschichte zu entsorgen. So wie es dem real existierenden Antizionismus nicht darum geht, für Israel eine “Überlebenschance” zu finden, sondern Israel zum Verschwinden zu bringen, mit friedlichen oder kriegerischen Mitteln, mit Hilfe der Hamas und der Hisbollah oder auch nur von Hajo Meyer und Norman Finkelstein, der seinerseits eher die Behauptung hinnehmen würde, dass er ein schwerst gestörter Soziopath ist, als damit einverstanden wäre, Israel helfend unter die Arme zu greifen.

Und so wie niemand gezwungen wird, Jude zu werden, wird auch niemand gezwungen, Jude zu bleiben. Man kann aus dem Judentum aussteigen. Man kann zu einem anderen Glauben konvertieren wie Heinrich Heine oder Sabbatai Zvi, man kann sich umbringen wie Otto Weininger, man kann den “Unterrgang des Judentums” so lange herbeiphantasieren, bis der Fall eintritt, wie Otto Heller. Man kann auch in aller Ruhe abwarten, bis ein Beipass versagt. Warum also die Hektik? Weil die jüdischen Antizionisten so ticken wie deren Freunde auf der anderen Seite. Der Selbstmordattentäter mag nicht allein abtreten, er will andere auf seine letzte Reise mitnehmen, je mehr desto besser. Der Antizionist möchte auch nicht allein verreisen. Denn wie irre und wirre er auch sein mag, eines weiss er ganz genau. Für ihn gibt es nur ein Leben nach dem Tode: als Grableuchte über dem Grab von Israel.

Benz, übernehmen Sie!

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