Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

30.12.2012   17:41   +Feedback

Grazer Gschichten

sehr geehrter herr konrad,
einem bericht der “kleinen zeitung” entnehme ich, dass sie über die todesstrafen-phantasien für klimaleugner ihres kollegen parncutt ungehalten sind, weil er ihre bemühungen sabotiert hat, “in fragen der menschenrechte die universität positiv zu positionieren”, darüber hinaus aber noch nichts unternommen haben, um diesen psychopathen aus dem akademischen betrieb zu entfernen. nur zu ihrer information. parncutt schreibt in seinem manifest u.a. folgende sätze:

“Ich glaube nicht, dass Massenmördern der üblichen Art, wie Breivik, die Todesstrafe drohen sollte (…) Bei Leugnern der globalen Erderwärmung ist dies anders. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es zu Hundertmillionen Toten führen. Aus diesem Grund schlage ich vor, dass die Todesstrafe für einflussreiche Leugner der globalen Erderwärmung angemessen ist. Ganz allgemein schlage ich jedoch vor, dass wir die Todesstrafe auf jene Menschen begrenzen, deren Handlungen mit hoher Wahrscheinlichkeit Ursache Millionen künftiger Todesfälle sein wird… Aus diesem Beispiel wird deutlich, dass es eine Trennlinie gibt zwischen Morden, für die die Todesstrafe zweckmäßig ist und für Morde, wo die Todesstrafe ungeeignet ist. Ich schlage vor, die Trennlinie dort zu ziehen, wo über eine Million Menschen sterben. Ich möchte behaupten, dass es in der Regel in Ordnung geht, jemanden zu töten, um eine Millionen Menschen zu retten. Ebenso ist die Todesstrafe eine angemessene Strafe für Leugner der globalen Erderwärmung, die so einflussreich sind, dass eine Million künftigen Todesfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ihre persönlichen Handlungen zurückzuführen sind.”

das müsste doch reichen, um diesen irren nie wieder auf studenten loszulassen, meinen sie nicht auch? sie wollen allerdings nur die weisung herausgeben, dass politische pamphlete nicht von uni-servern verbreitet werden sollen. der irre prof soll jetzt eine “sachverhaltsdarstellung” abgeben, danach wollen sie weiter sehen. er hat aber bereits eine “sachverhaltsdarstellung” abgegeben, wie sie eindeutiger nicht ausfallen konnte. sie freilich haben davon erst durch eine anfrage der kleinen zeitung erfahren, ohne diese hilfe hätten sie bis heute nichts unternommen.

für eine sachverhaltsdarstellung ihrerseits wäre ich sehr dankbar.
gruss aus berlin
hb

Sehr geehrter Herr Broder!
Danke für Ihr Schreiben.

Es dürfte Ihnen entgangen sein, dass innerhalb von 2 Stunden nach dem ersten Bekanntwerden des Sachverhalts ( 2 Stunden deshalb, da mit der Frau Rektorin, die nicht in Graz weilt, das Einvernehmen hergestellt werden musste), die Universität mit folgender Erklärung reagiert hat:

“Die Karl Franzens Universität Graz ist bestürzt und entsetzt über die Ansicht und distanziert sich davon klar und deutlich. Die Universität legt größten Wert darauf, dass die Wahrung aller Menschenrechte zu den obersten Prinzipien der Universität Graz gehört und menschenverachtende Aussagen mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden….”

Diese rasche und eindeutige Reaktion wurde von den Medien durchaus anerkannt. Das Rektorat als dienstvorgesetzte Behörde ist im Urlaub, sodass die dienstrechtlichen Folgen erst nächste Woche besprochen werden können. Wenn mich Herr Swoboda am Folgetag in einem Telephonat u. a. fragt, wie es gerade mir mit meiner persönlichen (Vor-) Geschichte an der Universität mit der Angelegenheit geht, so ist meine Aussage, dass ich auch über die Beschädigung das Hauses verbittert bin, aus meiner Sicht nicht falsch.

Mit freundlichen Grüßen
Helmut Konrad

sehr geehrter herr konrad,
danke für ihr schreiben.

es dürfte ihnen entgangen sein, dass die geschichte über ihren psycho-prof bereits am 23.12. auf englischsprachigen seiten im netz zu lesen war, dass wir sie am 25.12. auf achgut online stellten (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/neues_vom_oeko_fascho/), worauf die kollegen von der kleinen zeitung auf die causa aufmerksam wurden und mit ihren recherchen begannen. schon möglich, dass sie “innerhalb von 2 stunden nach bekanntwerden des sachverhalts” reagiert haben, das beantwortet aber nicht die frage, wie lange der psychotische dreck ihres musikologen auf der homepage der uni graz stand, ohne dass er ihnen oder sonst wem aufgefallen wäre. sie kamen erst in die gänge, als die sache außerhalb der uni bekannt wurde und sich ein skandal ankündigte.

so viel zu der chronologie, die sie mit scheinheiligen erklärungen des missbehagens zu vertuschen versuchen.

bleibt also noch die frage, warum sie diesen irren nicht “innerhalb von 2 stunden nach bekanntwerden des sachverhalts” gefeuert oder ihm wenigstens ein temporäres hausverbot bis zur klärung des sachverhalts erteilt haben. weil er auf seine mitgliedschaft bei ai hinwies? weil er sich selbst quasi für unzurechungsfähig erklärte? hat er die listen mit den potentiellen todeskandidaten auch im zustand verminderter zurechnungsfähigkeit verfasst? diese fleißarbeit zeugt eher vom gegenteil.

würden sie sich mit den notwendigen disziplanarischen maßnahmen ebenso viel zeit lassen, wenn einer ihrer kollegen dazu aufgerufen hätte, alle juden oder muslime oder vegetarier umzubringen? oder vielleicht alle akademiker?
der irre mag den ruf der uni beschädigt haben. sie haben ihn mit ihrer reaktion nachhaltig ruiniert. herzlichen glückwunsch!

stets zu diensten
ihr hb

PS.
Am 25. Oktober 2012 erhob Parncutt im Webspace der Universität Graz die Forderung nach der Todesstrafe für “Leugner der globalen Erwärmung” und verlinkte eine Liste mit entsprechenden Kandidaten. Er schlug vor, dass eine Jury aus Wissenschaftlern über die Todesstrafe entscheiden sollte. Die Verurteilten sollten die Chance auf Begnadigung zu lebenslanger Haft haben, wenn sie widerrufen, öffentlich Reue zeigen und sich verpflichten, aus dem Gefängnis heraus Forschung zum Beweis der globalen Erwärmung zu betreiben. Diese für die europäische Wissenschaftstradition eher ungewöhnliche Forderung blieb bis 24. Dezember 2012 auf der Website der Universität Graz. Nachdem mehrere Personen, die sich auf der Namensliste befanden, den Text in ihren Blogs thematisierten, veranlasste die Universitätsleitung seine Entfernung. Der Originaltext ist im Google-Cache noch auffindbar.[11] Der Internetblog Power Line zeichnete Parncutt als “Green Weenie of the Year 2012” für seinen Vorschlag einer “Endlösung” zum Umgang mit “Klimaleugnern” aus.[12] Parncutt selbst entschuldigte sich für seine Äußerungen.[13]
Am 29. Dezember 2012 erhielt eine weitere Forderung in diesem Text (Todesstrafe für den Papst wegen der Haltung der Kirche zu Verhütungsmitteln) breite Beachtung in österreichischen und internationalen Medien.[14][15] Die Universität Graz veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie die “menschenverachtenden Aussagen” Parncutts zurückweist.[16] http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Parncutt

Das Original vom 25. Oktober auf der Homepage der Uni Graz:
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:rqQOIJaq-HkJ:www.uni-graz.at/richard.parncutt/climatechange.html+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=de
Und die Todesliste steht auch noch im Netz, wenn auch unter einer anderen Adresse:
http://www.desmogblog.com/global-warming-denier-database

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