Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
02.03.2013 08:39 +Feedback
Die “Donnerstag ist Veggie-Tag!”-Intiative ist Teil eines Programms, das Deutschland geradewegs in die Erziehungsdiktatur führen soll: Wir werden angehalten, unsere Wohnungen auf höchstens 18 Grad Celsius zu beheizen, öffentliche Verkehrsmittel auch dort zu benutzen, wo es sie nicht gibt, kein Übergewicht anzusetzen, weil das nicht nur ungesund, sondern auch sozialschädlich ist, und unseren Fleischkonsum zu reduzieren oder am besten ganz einzustellen… Wir frieren uns daheim den Arsch ab, wir gehen zu Fuß oder nehmen das Rad, wenn wir etwas von Berlin nach Leipzig transportieren wollen, denn weniger Autos sind besser als viele Autos, wir nehmen Rücksicht auf die Bilanz der Krankenkassen, und jetzt gönnen wir uns am Donnerstag einen Veggie-Burger. Bei den Katholiken war das schon immer freitags der Fall, aber da ging es ja nur um einen religiösen Brauch, nicht um “Klimaschutz und Ernährungssicherheit”. http://www.welt.de/debatte/kommentare/article114057999/Fleischlos-geschlechtslos-sinnlos.html
Das meint der Leser:
Dass jemand wie H.M. Broder das “totalitäre Gebaren der Weltverbesserer” anprangert ist ziemlich unlauter. Meiner Ansicht nach zählt Herr Broder selber dazu. Außerdem ist er derjenige, der polarisiert und komplizierte Sachlagen auf einfache schwarz-weisse Dualismen verkürzt. Muss ich aufhören Die Welt zu lesen, um diesem Schwachsinn zu entkommen? Pensioniert ihn endlich, diesen Hysteriker!
Der Autor könnte genauso fordern Ampeln abzuschaffen oder gleich die STVO weil diese in unsere Entscheidungsfreiheit eingreift. Er ist also lieber für das totale Chaos, sprich verpestete Luft, Lebensmittelverknappung und Wassernot. Unisextoiletten, wenn das jemand haben will, warum nicht, solange es niemanden schadet.
Dieses dumme Gerede der Fleisch-Fetischisten erinnert mich oft an die gedankenlosen Argumente der Raucher, die nicht einsehen wollen oder können, dass sie mit ihren Emissionen auch andere vergiften oder nerven. Ich bin auch gegen jede Form von Diktatur. Aber dass Tiere essen eine ethisch höchst fragwürdige Angelegenheit ist - darauf könnte eigentlich jeder halbwegs intelligente und mit Empathie ausgestattete Mensch auch ohne Zwang kommen.
Solche domokratischen und zutiefst humanen Prinzipien und Selbstverständlichkeiten sind diesem Autor offenbar fremd, was sein Pamphlet so gefährlich macht und dem Zusammenhalt einer vielfältigen Gemeinschaft schadet. Was ihn an diesen Toiletten eigentlich stört, sagt er übrigens nicht! Auch verrät er nicht, ob er selbst sie benutzen möchte oder nicht. Dass er allerdings Vorurteile gegen diese Mitmenschen hat, wird nur allzu deutlich!. Der Tenor seiner an Hetze grenzenden Tirade: Was kümmern uns solche Leute?
Wenn Sie, Herr Broder, also behaupten, es stünde Ihnen zu, ein Hendl zu essen, wenn es Ihnen beliebt, wäre diese Äußerung, legt man die Interpretation moralischer Rechte von jemandem wie Regan und anderen Denkern zugrunde, moralisch etwa gleichermaßen problematisch wie die Äußerung eines Sexisten, er fühle sich durch alle möglichen Antidiskriminierungsgesetze bevormundet, da diese es ihm unmöglich machen, sich, wenn’s beliebt, eine Frau “zu genehmigen”.
Als Nicht-Jude muss man aufpassen, was man sagt. Ich bewundere Herrn Broder sehr.
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