Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
20.05.2011 12:45 +Feedback
Kein zeitgenössischer Antisemit wird so blöd sein, sich als Antisemit zu outen. Damit würde er den Killer-Antisemitismus der Nazis nachträglich zu seinem eigenen machen. Nach Auschwitz ein Antisemit zu sein, ist sozial so unakzeptabel, wie die Freigabe der Pädophilie zu fordern. Was natürlich nicht bedeutet, dass es keine Antisemiten mehr gibt. Es ist nur eine Frage der Etikettierung. Die Antisemiten haben das Problem gelöst, indem sie dem Antizionismus das Wort reden. Das klingt wie “Antiimperialismus” und “Antikapitalismus” und gehört mit diesen beiden zum Repertoire des gebührenfreien Zeitgeistes. Insofern hat die Linke Recht, wenn sie den Vorwurf des Antisemitismus empört von sich weist. Sie ist ja gegen Auschwitz, gegen die Nürnberger Gesetze und überhaupt gegen jede Form der “gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit”, also auch den Antisemitismus. http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article13383429/Antisemiten-der-Linkspartei-haben-nicht-mal-Manieren.html
Siehe auch:
Erst das hetzerische Flugblatt, jetzt eine Untersuchung mit schwerwiegendem Inhalt: Sozialwissenschaftler haben eine Studie vorgelegt, wonach in der Linkspartei Antisemitismus und Israelfeindlichkeit zunehmen. Fraktionschef Gysi bezeichnete die Ergebnisse als “Blödsinn”.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,763690,00.html
http://www.berlinerumschau.com/news.php?id=19593&title=Gregor+Gysi+weist+Antisemitismus-Vorwurf+gegen+Linkspartei+zur%25FCck&storyid=1305811212997
Antisemitismus ist kein Problem der Linkspartei. Antisemitismus gibt es in allen Parteien, in allen Teilen der Gesellschaft. Nur die Reaktionen der Linkspartei fallen anders aus, als in den anderen Parteien. Dort fliegen schon mal Bundestagsabgeordnete aus der Fraktion, wenn sie sich, wie der CDU-Abgeordnete Martin Hohmann, antisemitische Ausfälle erlauben. Nicht so in der Linkspartei. Dort herrscht, allen Bekundungen zum Trotz, offensichtlich eine Atmosphäre, in der man hetzen kann, ohne Konsequenzen zu fürchten.
http://www.ruhrbarone.de/antisemitismus-studie-linkspartei-verpasst-chance/
Der Berliner Landeschef Klaus Lederer, mit Vize-Parteichefin Halina Wawzyniak gerade auf Delegationsreise in Israel, nennt das Vorgehen seiner Parteifreunde in Bremen “verräterisch”, das von Höger “empörend”. Sie benutze Israel als “Projektionsfläche für einen antiimperialistischen Befreiungskampf, in dem man sich mit jedem verbünden darf”.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-05/linkspartei-antisemitismus-studie
Die frechen Lügen gegen den Irak sind kaum vergessen, und schon werden sie von den gleichen Kriegshetzern nahezu wortgetreu wiederholt-diesmal gegen Iran. Vor drei Jahren konnten weder Lichterketten und Demonstrationen noch das Schreiben von Leserbriefen den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Irak verhindern.”
http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=11013&Itemid=257
Linksfraktionschef Gregor Gysi sagte am Donnerstag dennoch: „Die in der Studie aufgestellten Behauptungen sind schlicht Blödsinn. Kritik an der Politik der israelischen Regierung sind kein Antisemitismus.“ Auch wenn klar sei, „dass man in Deutschland gerade vor dem Hintergrund der Geschichte sehr genau formulieren muss“ und Boykott-Aufrufe gegen in Israel produzierte Waren „nicht in Frage“ kämen. Er fügte hinzu: „Im Übrigen führe ich sehr intensive Gespräche innerhalb und außerhalb der Linken mit dem Ziel, baldmöglichst einen gerechten Frieden in Nahost zu erreichen mit einem Staat Israel in sicheren Grenzen und einem lebensfähigen palästinensischen Staat.“ Dass seine Bemühungen öffentlich nicht wahrgenommen würden, bedeute keineswegs, dass er schweige. Dem Vernehmen nach traf Gysi unlängst mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, zusammen. Linksparteichef Klaus Ernst sekundierte ihm am Donnerstag: „Wir brauchen keine Belehrungen von außen. Gegen Antisemitismus zeigen wir klare Kante.“ http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1305782250449&calledPageId=987490165154
Der Autor der in der Frankfurter Rundschau zitierten Studie war auch auf Nachfrage nicht bereit, sie der Partei Die Linke zur Verfügung zu stellen. Die öffentliche Verbreitung von gravierenden Vorwürfen ohne die Lieferung der zugrundeliegenden Belege ist unseriös. Die Behauptung der Autoren, die Partei Die Linke toleriere antisemitische Positionen in ihren Reihen, entbehrt jeder Grundlage. Der Geschäftsführende Parteivorstand der Linken hat sich zuletzt am 30. April dieses Jahres klar und öffentlich zu diesem Thema positioniert. Rechtsextremismus und Antisemitismus haben in unserer Partei keinen Platz. Wir treten überall und entschieden gegen antisemitisches Gedankengut und rechtsextreme Handlungen auf. Dazu gehört ebenso, daß wir vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte Aufrufe zum Boykott israelischer Waren klar verurteilen.
http://www.jungewelt.de/2011/05-20/002.php
Die in der Öffentlichkeit diskutierte Studie von Samuel Salzborn und Sebastian Voigt über Antisemitismus in der Partei DIE LINKE beinhaltet vor allem Tatsachen, über die wir selbst regelmäßig seit Bestehen des Bundesarbeitskreises Shalom auf unserer Website informieren mussten. Umso mehr verwundert uns die Aussage von Gregor Gysi: “Die in der Studie aufgestellten Behauptungen sind schlicht Blödsinn.” http://bak-shalom.de/index.php/2011/05/20/parteifuhrung-muss-endlich-konsequent-handeln/
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