Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

27.12.2009   20:51   +Feedback

Von Zürich nach Gaza und nicht zurück

Weihnachtszeit ist Reisezeit. Millionen von Menschen sind, soweit es das Klima und das Wetter erlauben, unterwegs, um das Fest mit ihren Lieben zu feiern. Viele suchen Entspannung an den Stränden der Karibik oder Abenteuer bei den Menschenfressern auf Borneo. Wer es ein wenig exklusiver haben möchte, der bucht einen Trip mit dem Gaza Freedom March und fliegt von Zürich nach Kairo, um dort an die israelische Intervention in Gaza zu erinnern, die vor einem Jahr begann. “Zum Gedenken der Opfer werden wir… um 16.30 1400 Kerzen den Nil hinunter schwimmen lassen…” 

Eines freilich haben die Gaza-Freunde nicht bedacht: dass Ansammlungen von mehr als sechs Menschen in Ägypten bereits als unerlaubte Demonstration gelten. So wird der gut geplante Abenteuerurlaub zu einem echten Risiko. Und deswegen schreiben die “Vertreter von 1362 Personen aus 43 Ländern, welche nach Kairo kommen um sich am Gaza Freedom March zu beteiligen” einen Offenen Brief an Präsident Mubarak und bitten ihn, eine Ausnahme zu machen, denn: “Reisen zur Weihnachtszeit ist in den Ländern, aus denen viele von uns kommen, nicht leicht. Tickets müssen Wochen oder gar Monate im Voraus gekauft werden. Das haben alle 1362 Personen getan. Sie gaben ihr eigenes Geld aus oder sammelten Spenden aus ihren Gemeinden um die Reise zu bezahlen. Hinzu kommt die kostbare Zeit, Mühe und Opfer all dieser Leute, in der festlichen Jahreszeit von zu Hause und ihren Lieben weg zu sein…” 

Vermutlich haben sie Tickets gebucht, die “non refundable” sind. Aber das ist noch nicht alles. “Es ist praktisch unmöglich, so spät noch all diese Menschen von der Reise nach Ägypten abzuhalten, selbst wenn wir es wollten. Außerdem haben die meisten keine anderen Pläne, als in Ägypten beim vereinbarten Treffpunkt anzukommen und sich gemeinsam zur Grenze nach Gaza zu wenden. Wenn diese Pläne gestoppt werden, wird es weiterhin eine Menge ungerechtfertigtes Leiden für die Palästinenser im Gazastreifen geben und mehr als tausend Menschen aus aller Welt, die ausschliesslich in guter Absicht kamen.”

Jetzt müssten die in Gaza eingesperrten Palästinensern ihren Freunden, die nach Kairo gekommen sind, zur Hilfe eilen, um das Schlimmste zu verhindern. “Wenn die ägyptische Regierung beschließt, den Gaza Freedom March zu verhindern, waren alle Kosten und Mühen umsonst.”

Siehe auch:
Ägypten verhindert Hilfe für Gaza
http://www.tagesschau.de/ausland/gaza812.html

 

 

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