Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
08.07.2009 12:43 +Feedback
Die sudanesischen Reitermilizen machen es, die Piraten vor der somalischen Küste, die Rebellen im Jemen und im Oman. Und jetzt auch die Israelis: Die israelische Marine habe 21 Frauen und Männer “verschleppt”, berichtet Karin Leukefeld für die jW von wo auch immer, vermutlich aus einem Strandcafe in Tel Aviv. Besonders fies: “Schiff und Passagiere hätten sich 23 Seemeilen vor der Küste des Gazastreifens in palästinensischen Hoheitsgewässern befunden”, was schon deswegen nicht stimmen kann, weil es keinen souveränen palästinensischen Staat und deswegen auch keine palästinensischen Hoheitsgewässer gibt. Eine Teilnehmerin der Bootspartie berichtete gar, sie wäre “mit Waffengewalt von der israelischen Marine aus palästinensischen Hoheitsgewässern entführt worden”. So hatte sich Mutti ihren Ausflug nicht vorgestellt, sie rechnete wohl fest damit, von den “Chipendales” verführt zu werden. Und dann wars doch nur ein israelisches Kanoneboot. Das Beste aber kommt, wie immer, zum Schluss. “Die Holocaust-Überlebende und Friedensaktivistin Hedy Epstein (85)” hat einen Brief an den deutschen Außenminister geschrieben. Was hat sich Oma Hedy dabei nur gedacht? Dass sie es mit einem Gauleiter zu tun hat, der den Juden sagen kann, was sie tun und was sie lassen sollen? Und überhaupt: Wie ist Frau Leukefeld an den Brief gekommen? Gibt für Holocaust-Überlebende kein Briefgeheimnis? Fragen über Fragen. Die Antwort wissen nur Hedy, Karin und der Wind. http://www.jungewelt.de/2009/07-08/065.php
Einer, der unbedingt an Bord der “Spirit of Humanity” hätte mitsegeln sollen, ist der Holocaust-Überlebende, Hochstapler und Titelbetrüger “Prof. Dr.” Reuven Moskovitz. Möglicherweise hat man den letzten Schüler von Martin Buber und passionierten Mundharmonikaspieler nicht mitgenommen - aus Angst, er könnte unterwegs musizieren, wo doch der Wellengang schon für genug Übelkeit sorgt. Und so gibt es morgen einen “literarisch – musikalischen Abend mit Reuven Moskovitz (Jerusalem)”. In Braunschweig. Jetzt singt er auch noch.
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