Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

31.07.2009   23:28   +Feedback

Royals In The Hood - 4

Als ich vor enigen Jahren eine Weile in der Villa Aurora in Pacific Palisades wohnte (http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,302682,00.html), kam ich eines abends später als üblich heim und stellte fest, dass im ganzen Haus Licht brannte und die Küchentür, die über eine Treppe in den Garten führte, weit offen stand. Ich ging rein und schaute in die Mündungen von drei Revolvern, es können auch Pistolen gewesen sein. Worauf ich das Einzige machte, was man in solchen Momenten tun sollte: Ich hob beide Hände und sagte: “I am living here.” Die Polizisten steckten ihre Waffen ein und wollten wissen, wer außer mir noch im Haus wäre. Es war niemand da. Und es war nicht das erste Mal, dass die Anlage von alleine losgegangen war, ausgelöst vermutlich von Marta Feuchtwanger, die als Geist in der Villa spukte.

Die Geschichte fiel mir ein, als ich heute früh die Zeitungen holte. Die New York Times, die New York Daily News, die New York Post, das Wall Street Journal, den Boston Globe und den Boston Herald (“Beer Buddies Unite”), alle berichten auf ihren Titelseiten über den “Beer Summit” im Weissen Haus - mit Präsident Obama, Vizepräsident Biden, Professor Gates und - last but not least - Police Sgt. James Crowley aus Cambridge/Ma. http://www.usatoday.com/news/washington/2009-07-30-obama-beer-summit_N.htm

Shit, dachte ich, wenn ich damals ein wenig rumgebrüllt und die Polizisten beschimpft hätte, wäre ich hinterher auch ins Weisse Haus eingeladen worden, oder wenigstens zu Governor Schwarzenegger nach Sacramento. Und dann hätten wir mit Concord Grape von Manischewitz (http://www.manischewitzwine.com/products/products.htm) angestoßen und uns über Arnies frühe Filme unterhalten.

Worüber Obama, Biden, Gates und Crowley gesprochen haben, wurde vom Weissen Haus nicht bekannt gegeben. Das Ganze wurde wie eine bedeutende Staatsaffäre behandelt. Hinter sagte Crowley: “We had a cordial and productive discussion”, Gates dankte Obama und dem Allmächtigen für diesen historischen Moment (“It is incumbent upon Sergeant Crowley and me to utilize the great opportunity that fate has given us to foster greater sympathy among the American public for the daily perils of policing on the one hand, and for the genuine fears of racial profiling on the other hand”), während Obama seinerseits Crowley und Gates “for a friendly, thoughtful conversation” dankte. http://www.theroot.com/views/accident-time-and-place

Es war wie in dem Witz von den beiden Psychologen, die sich bei einem Kongress auf dem Klo treffen. “Können Sie mir sagen, wie spät es ist?”, fragt der eine. “Keine Ahnung, ich habe meine Uhr vergessen”, antwortet der zweite. “Macht nichts”, sagt der erste, “gut, dass wir darüber gesprochen haben.”

Wer die Berichterstattung über die Happy Hour im Weissen Haus verfolgte, musste annehmen, dass zum ersten Mal seit dem Bürgerkrieg oder wenigstens seit der historischen Rede von Martin Luther King (“I had a dream”) im Jahre 1963 schwarze und weisse Amerikaner an einem Tisch saßen, um sich über Fragen des Zusammenlebens zu unterhalten. Es war eine Inszenierung, die nach dem Seinfeld-Prinzip funktionierte: “A show about nothing.” Demnächst werden sich Lippenleser an die Auswertung der wenigen bewegten Bilder vom Beer Summit machen und dabei wahrscheinlich feststellen, dass Obama, Biden, Gates und Crowley über das letzte Spiel der New York Yankees gegen die Boston Red Socks geplaudert haben.

Obama seinerseits wird noch weniger als bis jetzt zum Regieren kommen, wenn er demnächst alle, die sich über unangemessenes Verhalten der Polizei beschweren, zu einem therapeutischen Gespräch ins Weisse Haus einladen sollte. Sechs Monate, nachdem er das Amt des Präsidenten übernommen hat, macht er immer noch Wahlkampf. Und jedes Mal, wenn er irgendwo auftritt, drückt er auf den “Reset Button” und fängt wieder von vorne an. Bald wird die amerikanische Geschichte nicht mit George Washington sondern mit Barack Obama anfangen. Und die Erinnerung an den “Beer Summit” vom 30. Juli 2009 wird die an die “Boston Tea Party” vom 16. Dezember 1773 ersetzen. http://www.theroot.com/multimedia/white-house-beerfest-gallery

See also:
The Ten Commandments According to Obama
http://patriotupdate.com/home/exclusive/13

http://corner.nationalreview.com/post/?q=ZmYyMjU3ZGM4ZTRkYjUwYmU1YjlkZTY5MjMyODk1OTQ=
http://www.americanthinker.com/blog/2009/07/obamas_revealing_body_language.html
http://www.americanthinker.com/blog/2009/08/who_wasnt_invited_to_white_hou.html

 

 

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