Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
15.08.2009 18:40 +Feedback
Dass die Palästinenser sich gegenseitig massakrieren, wie eben in Gaza geschehen, ist weder neu noch überraschend. Sie machen es immer wieder und sie machen es mit Hingabe. Sie sind gerne Opfer, noch lieber sind sie aber Täter. Und wenn sie von den Israelis durch schikanöse Maßnahmen wie Straßensperren oder Ausreiseverbote daran gehindert werden, sich in einer Tel Aviver Disco oder einem Supermarkt in Aschkelon in die Luft zu sprengen, dann gehen sie aufeinander los. Das ist keine Frage des Testosteron-Spiegels, es ist ein revolutionäres Naturgesetz.
Wenn eine radikale politische Bewegung (nehmen wir mal kurz an, die Hamas wäre eine) kein anderes Ziel hat, als an die Macht zu kommen, und wenn sie dieses Ziel erreicht hat, dann kommt es automatisch zur Bildung von Gruppen, die noch radikaler sind und die ebenfalls kein anderes Ziel haben als das, an die Macht zu kommen. Und so geht es heiter weiter. Denn diejenigen, die grad an der Macht sind, neigen natürlich dazu, mit allen Mitteln ihre hart erkämpften Privilegien zu verteidigen, die sie mit anderen nicht teilen möchten. Also müssen sie gestürzt werden. So funktioniert jeder Regimewechsel in totalitären Systemen - eine Bande löst die andere ab.
Wären den Nazis eines Tages ihre Feinde ausgegangen, d.h. hätten sie es geschafft, alle Juden, Untermenschen, Homos, Bolschewiken, praktizierenden Christen auszurotten, hätten sie mit dem Morden nicht aufgehört, sondern es in der eigenen guten Stube fortgesetzt, wofür sie schon beim sog. Röhm-Putsch ein wenig geübt hatten.
Ebenso offensichtlich ist, dass die Palästinenser an vielem interessiert sind, nur nicht an einem eigenen Staat. Staat bedeutet Arbeit, die Befreiung Palästinas von der zionistischen Besatzung ist dagegen eine Dauerparty, auf der immer wieder neue Gäste auftauchen und Ansprachen halten, von Norbert Blüm bis Henning Mankell. Der letzte Fatah-Kongress in Bethlehem, zu dem Delegierte und Gäste aus der ganzen Welt angereist waren, war dafür ein schönes Beispiel. Er fand unter den Augen und mit logistischer Unterstützung der Besatzungsmacht statt, was der guten Laune der Delegierten keinen Abbruch tat. Jeder Kindergeburtstag, einschließlich Eierlaufen und Sackhüpfen, wäre dagegen eine ernst zu nehmende Veranstaltung.
Deswegen bestehen die Palästinenser auf einer Rückkehr zum Status quo ante - weil sie wissen, dass es diese Rückkehr zum Status quo ante nicht geben und die Party endlos weiter gehen wird. Die europäischen Freunde der Palästinenser wissen das auch, aber auch sie wollen, dass die Party nicht aufhört, denn es ist die einzige Sause, an der sie sich beteiligen können: mit Protesten gegen die Besatzung, Resolutionen an das Gewissen der Welt, Solidaritätserklärungen an die Unterdrückten. Niemand möchte wissen, was die “Holocaustüberlebende und Friedensaktivistin” Hedy Epstein von der Lage in Darfur hält, aber was sie über “Palästina” zu sagen hat, findet immer ein offenes Ohr. Felicia Langer würde heute mit einer Angel am Ufer des Toten Meeres stehen und darauf warten, dass irgendein Fisch anbeisst, wenn sie nicht eines Tages entdeckt hätte, dass man ganz gut davon leben kann - materiell und ideell -, dass man die Deutschen mit ihrem schlechten Gewissen versöhnt.
Apropos leben: Wieso lesen wir eigentlich nie etwas darüber, wovon ein Mann wie der “Ministerpräsident” von Gaza, Ismail Haniya, eigentlich lebt? Hat er einen Microcredit bekommen, um einen Falafelstand aufzumachen? Eine Anleitung zum Bombenbauen geschrieben, die ihm Tantiemen bringt? So wie er aussieht, scheint es ihm nicht schlecht zu gehen. Seine Jungs sehen ebenfalls ordentlich aus, auch wenn sie ihre Gesichter unter Hermes-Skimasken verstecken. Man gönnt sich ja sonst nichts.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,642647,00.html
http://edition.cnn.com/2009/WORLD/meast/08/14/gaza.clashes/index.html?eref=edition
http://www.nzz.ch/nachrichten/international/gaza_islamisches_emirat_1.3344562.html
http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/8202746.stm
http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2009/08/15/international/20_tote_bei_kaempfen_im_gazastreifen
http://www.nytimes.com/2009/08/15/world/middleeast/15gaza.html?emc=eta1
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2009/aug/10/hamas-gaza-islam
And finally: It’s the Jews, again!
http://israelmatzav.blogspot.com/2009/08/al-guardian-blames-israel-for-hamas.html
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