Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
21.08.2009 01:19 +Feedback
Der Flieger ist voll, die Mietwagen ausgebucht, die Rush Hour wie immer. Nur ein paar stillgelegte Baustellen wie die der privaten Reykjaviker Hochschule zeugen vom Ende eines Booms, der mit einem Staatsbankrott, einem Regierungswechsel und dem Antrag auf Aufnahme in die EU besiegelt wurde. “Aber wenn man sich so umschaut, merkt man nichts von alldem”, sagt Halldor. Allerdings, die Arbeitslosigkeit liege bei neun Prozent, eine horrende Zahl für Isländer, die bis vor einem Jahr nicht mal wussten, wo man sich meldet, wenn man arbeitslos wird, weil immer genug Jobs für alle da waren. Sogar für über 20.000 polnische und die litauische Gastarbeiter, die jetzt in ihre Länder heimkehren müssen.
Wir sitzen in der Perlan, drehen uns einmal in zwei Stunden um die eigene Achse und geniessen die Aussicht über Reykjavik, das in der Abenddämmerung leuchtet.
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Halldor kann immer noch nicht begreifen, wie es zu dem Absturz kommen konnte. “Wir hatten doch eine gesunde Wirtschaft.” Und ein zu gesundes Selbstvertrauen. “Wir waren überzeugt, dass es fünf wichtige Währungen gibt: Den Dollar, den Euro, den Rubel, den Yen und die isländische Krone.” Die wurde gründlich abgewertet, für einen Euro bekommt man heute 180 Kronen, vor dem Crash waren es 90. Für Touristen ist Island preiswert geworden, Isländer können sich Reisen ins Ausland kaum noch leisten. Für sie ist alles doppelt so teuer geworden. Anfang September hört die Sommersaison auf. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Dann gehört Island wieder den Isländern. “Wir haben hier alles, was wir zum Leben brauchen”, sagt Halldor, “Fisch, Literatur und heisse Quellen”.
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