Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
11.04.2009 13:00 +Feedback
Mein tiefes Vertrauen in die Kompetenz der Telekom und ihrer Mitarbeiter basiert nicht auf Vorurteilen sondern auf Erfahrungen. Als ich vor Jahren einen DSL-Anschluss beantragte, kam ein Techniker vorbei, konnte die Steckdose nicht finden, sah dann meinen Computer, sagte: “Erschwerend kommt hinzu, dass Sie einen Mac haben” und ging. Als vor kurzem mein neues NOKIA N 95 repariert werden musste, wurde es nicht nur gleich entsorgt, es wurden auch alle Daten im Speicher gelöscht, “aus Datenschutzgründen”, wie mir ein Mitarbeiter erklärte. Und als ich vorgestern von Washington nach Berlin zurückkam, wollte ich gleich einen Text, den ich unterwegs geschrieben hatte, ans WSJ schicken. An sich kein Problem, es gab eine Wireless-Verbindung in voller Stärke, nur die Leitung kam nicht zustande. “Keine Verbindung zu Ihrem Server.” Ich probierte dies und jenes, wechselte von Firefox zu Safari und zurück, es wurde nicht besser. Dann war die Deadline beim WSJ um, ganz entspannt rief ich die Hot-Line der Telekom (0180-53 45 345) an und wurde zu Herrn Felsmann durchgestellt. Der war sehr freundlich und sehr nett und wusste schon Bescheid. “Wir haben eine Großstörung in Berlin”, sagte er. “Seit wann?”, wollte ich wissen. “Seit dem 8. April”, sagte Herr Felsmann. Ich schaute in den Kalender. Es war der 10. April. “Und wie lange wird die Störung noch dauern?” - “Voraussichtlich bis zum 11. April, nachmittags”, sagte Herr Felsmann, fügte aber gleich hinzu, er könne es nicht versprechen.
Ich schaute aus dem Fenster. Der Himmel war blau, die Sonne strahlte, kein Unwetter weit und breit, nicht mal eine Regenwolke. Auch Herr Felsmann wusste nicht, wer oder was die Störung verursacht hatte. Es könnte alles Mögliche gewesen sein.
Nun ist es in Berlin nicht so, dass man - wie in Washington - an jeder Ecke online gehen kann. Nur wenige Cafes haben einen drahtlosen Anschluss, früher gab es bei “Manzini” einen, aber der gehörte nicht zu “Manzini”, sondern einem Hausbewohner im ersten Stock. Jetzt sitz ich im “Hamlet”, da gibts auch einen Nachbarn mit einem offenen Netzwerk. So könnte ich zufrieden sein, wenn nicht gerade Micha Brumlik vorbeigegangen wäre, mit einem roten Plastikkorb in der Hand. Jetzt brauch ich einen doppelten Wodka. Die Rechnung geht an die Telekom. Rene, ich komme!
© Copyright Henryk M. Broder | Impressum