Wissen Sie, was Dekadenz ist? Das hier: Wenn ein gelangweilt-saturiertes New Yorker Publikum ins Guggenheim-Museum an der Upper East Side geht, um sich dort eine “Installation” anzusehen, die einem “Intellektuellen” gewidmet ist, der mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an dem Olympia-Anschlag von 1972 beteiligt war und der wenig später unter ungeklärten Umständen ums Leben kam (http://de.wikipedia.org/wiki/Abdel_Wael_Zwaiter). Die Künstlerin, von der die “Installation” stammt, hat 2008 den Hugo Boss Prize gewonnen (http://www.nytimes.com/2009/02/13/arts/design/13jaci.html). Hugo Boss seinerseits ist nicht mit Kunst und Installationen bekannt geworden, sondern mit den Uniformen, die das Unternehmen für die SA, SS, die Wehrmacht und andere fortschrittliche Organisationen produziert hat, gerne auch mit Hilfe preiswerter Zwangsarbeiter (http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Boss). Hugo Boss, inzwischen eine AG und längst rehabilitiert, stellt Zivilkleidung her und fördert progressive Kunst. Die New Yorker Schickeria gruselt sich ein wenig, geht heim und freut sich, dass ihr Haus von einem doorman bewacht wird. Demnächst könnte bei Guggenheim die Reiterhose von Yassir Arafat ausgestellt werden, als Teil einer Installation, die von den Erben der Firma Neckermann gefördert wurde. Jedem das Seine.