Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
26.05.2009 04:12 +Feedback
Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Das Abendessen war hervorragend. es gab Chichi Soup with Chicken, Boca Sami Brown Stew Goat, Lagun Grilled Chicken Brest with Pineapple Curry Sauce, Kenpa Brown Stewed Fish, Mama Lu Beef Pot Roast, Honey Mustard Spare Ribs, gebackene Bananen und jede Menge Kuchen zum Nachtisch. Leider zog sich die erste Sitzung der Jahresversammlung der Weisen von Zion etwas hin, weil nicht alle Delegierten über den selben Wissensstand verfügten. Die Leute im Präsidium machten lange Gesichter, als ein Abgesandter aus Luxemburg den Vorschlag machte, eine Kampagne gegen John Mearsheimer und Stephen Walt zu starten, die mit ihrem Buch über die “Israel-Lobby” viel Aufsehen erregt und “der jüdischen Sache”, so der Luxemburger Abgesandte, “großen Schaden zugefügt” hatten. Das wäre keine so gute Idee, erklärte der Vorsitzende, weil man zu John Mearsheimer und Stephen Walt “besondere Beziehungen” unterhalten würde. Bevor der Kollege aus Luxemburg fragen konnte, wie das zu verstehen wäre, hatten ihn ein paar andere Delegierte wieder in seinen Sessel gepresst. Da saß er dann mit hochrotem Kopf und stellte keine weiteren Fragen. Die “Israel-Lobby” von John Mearsheimer und Stephen Walt lag übrigens in der Lobby zum kostenlosen Mitnehmen aus. Ebenso Leon de Winters neues Buch “Das Recht auf Rückkehr”, das noch nicht im Handel ist.
Sehr aufschlussreich war auch der Bericht einer Delegation, die soeben aus Nordkorea zurückgekommen war. Es ging um den letzten unterirdischen A-Bomben-Versuch der Koreaner. Das Timing sei perfekt gewesen, nun müsse sich Obama etwas Neues einfallen lassen, wenn er sein Programm von einer “Welt ohne Atomwaffen” vorstellen würde. Man sei auch sehr gespannt auf seinen bevorstehenden Auftritt in Kairo.
Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht über alle Details berichten kann. Zum einen könnte ich gleich abreisen, wenn ich das tun würde, zum anderen habe ich kein Interesse daran, Antisemiten Material in die Hände zu spielen. Es ist eine Gradwanderung, zumal außer mir nur noch zwei Journalisten zu der Tagung zugelassen wurden, eine Reporterin von der Jewish Telegraphic Agency und ein Kommentator von CNN, der früher mal für eine Jerusalemer Zeitung gearbeitet hat.
So, und jetzt geh ich noch in die Zanzibar. Von Juden hab ich erstmal genug.
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