Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

28.05.2009   05:05   +Feedback

Eten & Genieten 4

Ich bitte um Vergebung, dass ich mich zwei Tage nicht gemeldet habe, aber die letzten 48 Stunden waren ziemlich turbulent. Nach der Eröffnung der Jahrestagung der Weisen von Zion wurden Arbeitsgruppen gebildet, in denen die einzelnen Themen vertieft und Lösungsvorschläge diskutiert werden sollten. Ich hatte mich für die AG „Antizionismus“ entschieden, vor allem deswegen, weil als Referent ein Mann angekündigt war, der auf meiner persönlichen Shit-List ziemlich weit oben steht. Ich darf seinen Namen nicht verraten, ich sage nur: Der Vorname fängt mit Nor… an und der Familienname hört mich ...stein auf. Ich hätte mit allem und allen gerechnet, nur nicht mit ihm. Zu meiner Überraschung trat er ganz entspannt auf, hatte seine Frankenstein-Maske abgelegt und redete wie ein ganz normaler Mensch und nicht wie einer, der schon eine Handvoll von Logopäden in die Flucht geschlagen hatte.

Noch überraschter war ich, als Nor… von einigen Mitgliedern des Präsidiums wie ein alter Freund begrüßt wurde. Handelte es sich vielleicht um einen Zwilling, von dessen Existenz ich nichts wusste? Hatte er womöglich einen Doppelgänger? Weder noch. Er war es!

Nun wissen wir alle, welche guten Dienste die Antisemiten in den 30er Jahren bei der Entwicklung der jüdischen Identität geleistet hatten. Juden, die längst vergessen hatten, dass sie Juden waren, wurden plötzlich daran erinnert. Und ritsch-ratsch hatten sie schon beim Triester Lloyd eine Familienkabine für die Reise nach Haifa gebucht, one way natürlich. Das ist heute natürlich nicht mehr möglich, der gute alte Antisemitismus ist nicht mehr identitätsstiftend. Aber der Antizionismus ist es. Ganz einfache Juden, die höchstens zweimal in ihrem Leben nach Israel reisen, einmal um am Strand von Netanya einen Mann oder eine Frau zu finden und einmal, um sich am Ölberg begraben zu lassen, rasten aus, wenn Israels Existenzrecht in Frage gestellt wird. Oder wenn Ahmadinejad erklärt, Israel müsse von der Landkarte bzw. aus dem Buch der Geschiche verschwinden.

Die mobilisierende Wirkung solcher Äußerungen, so Nor… in seinem Statement, könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Und deswegen seien die Antizionisten für Israel viel wichtiger als die albernen Zionisten, die immerzu mit Zahlen und Zitaten nachzuweisen versuchen, dass die Juden einen historischen und moralischen Anspruch auf Eretz Israel haben. Man müsse eben nur eine Ahnung haben, wie Dialektik funktioniert.

Nun ja, so habe ich was dazugelernt,. Nichts ist so, wie es scheint, sagen die Chinesen. Hinterher sind wir alle zusammen nach Westpunt im äußersten Norden der Insel gefahren und haben dort miteinander getafelt. http://www.expedia.de/pub/agent.dll/qscr=dspv/nojs=1/htid=1209970

Siehe auch:
http://www.normanfinkelstein.com/article.php?pg=3&ar=7

 

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