Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

28.10.2008   17:14   +Feedback

Freiburg fühlt sich geehrt

Die Badische Zeitung in Freiburg, die sich öfter durch allerlei Analysen der Weltlage “aus südbadischen Augen” hervorgetan hat (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/aus_suedbadischen_augen/), kann sich vor Freude über den Besuch des iranischen Ex-Präsidenten in Freiburg nicht einkriegen. Aus südbadischen Augen betrachtet, ist der Vorgänger Ahmadinejads “gemäßigt und reformorientiert”, was er unter anderem damit bewies, dass während seiner Amtszeit die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan beschlossen wurde. Das mag so sein, aber wenn Khatami “gemäßigt und reformorientiert” ist, dann ist die Badische Zeitung die deutsche Ausgabe der NYT. Hier der Beweis:

Ex-Staatschef Khatami kommt nach Freiburg
Städtepartnerschaft mit Isfahan wird heute Thema sein

Der frühere iranische Staatspräsident Mohammed Khatami kommt heute nach Freiburg. Er will mit einem eintägigen Deutschland-Besuch für bessere Beziehungen zwischen seinem Land und der westlichen Welt werben. Der 65-jährige Khatami will sich aber auch für eine Fortsetzung der Städtepartnerschaft von Freiburg und Isfahan einsetzen, die offiziell im Moment auf Eis liegt. Die Stadt Freiburg richtet für Khatami einen Empfang aus. “Wir fühlen uns sehr geehrt, dass so ein hochrangiger Vertreter des Iran nach Freiburg kommt” , sagt Oberbürgermeister Dieter Salomon.

Khatami hatte von 1997 bis 2005 das höchste Staatsamt im Iran inne. Er gilt als gemäßigt und reformorientiert. Unter Khatamis Präsidentschaft wurde die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan beschlossen. Es ist bis heute die einzige deutsche-iranische Verbindung dieser Art. Mit Khatami hätten sich viele Hoffnungen auf Demokratisierung und Gleichberechtigung verbunden, auch deswegen sei die Städtepartnerschaft geknüpft worden, so OB Salomon: “Letztlich ist Khatami am konservativen Wächterrat gescheitert.” Die Beziehungen zwischen Freiburg und Isfahan auf offizieller Ebene wurden ausgesetzt, nachdem Khatamis Nachfolger als Staatspräsident, Mahmud Ahmadinedschad, die “Tilgung Israels von der Landkarte” gefordert hatte — ein Zitat, das Salomon heute Abend in seiner Rede auch ansprechen will.
Vortrag: Heute um 20 Uhr spricht Mohammed Khatami im Audimax der Uni, Kollegiengebäude II, über iranisch-westliche Beziehungen. Im Anschluss an den Vortrag stellt sich Khatami Fragen des Publikums. http://www.badische-zeitung.de/lokales/lokalausgaben/freiburg/44,51-25891298.html

Der falsche Adressat
Irans Ex-Staatschef in Freiburg

Es gibt nur eine einzige Partnerschaft zwischen einer iranischen und einer deutschen Stadt. Entstanden ist diese schwierige und hochpolitische Partnerschaft in der Hoffnung auf Fortschritte im Iran, die sich ganz konkret mit dem Namen Khatami verbunden haben. Dass der frühere iranische Staatspräsident und bis heute einer der wichtigsten Politiker des Landes nun nach Freiburg kommt, ist auch ein Beleg für die Bedeutung dieser Städtebeziehung für die Iraner. Trotz allem gilt: Es ist besser, man redet miteinander statt übereinander. Wenn nun der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) und CDU-Bundestagskandidat Daniel Sander verlangen, der Oberbürgermeister und der Rektor der Universität sollten dem Gast doch bitte die lange Liste der Missstände im Iran vorhalten, ist das eine wohlfeile Forderung. Khatami wird jedoch keine Belehrungen in Freiburg brauchen. Er weiß selbst, warum sein Land international isoliert ist und dass auch die Partnerschaft auf offizieller Seite nicht so läuft, wie so laufen könnte. Für harsche Kritik wäre Khatami der falsche Adressat, weil er nicht das Problem darstellt, sondern eher dessen Lösung. Joachim Röderer
http://www.badische-zeitung.de/lokales/lokalausgaben/freiburg/44,51-25891295.html

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