Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
16.08.2008 21:48 +Feedback
Wir haben uns inzwischen an vieles gewöhnt, das wir gerne missen würden. Kannibalen als Diätberater, Kindermörder als Folteropfer, Analphabeten als Philosophen, Hausfrauen als Publizisten, Stasispitzel als Demokraten, Eunuchen als Sexberater. Eine Spezies aber übertrfft auf der nach oben offenen Chuzpe-Skala alle anderen: es sind die Bankrotteure, die Anlageberater spielen. Thomas von der Osten-Sacken stellt zwei Beispiele dieser Gattung vor, Frau Buchholz und Frau Knoche : http://www.wadinet.de/blog/?p=1069
Die Auflösung der NATO und eine Perspektive für Afghanistan ist freilich nicht alles, was sich die Erben der SED als Geschenk zum 20. Jahrestag des Mauerfalls wünschen. Sie wittern eine Chance, es der Geschichte heimzuzahlen, die Niederlage von 1989 in einen Sieg zu verwandeln, ganz ohne eigenes Zutun, mit Hilfe der Russen und der Taliban.
Und da ist noch ein anderes Langzeitprojekt, das die verkommene Linke im selben Aufwasch realisieren möchte: die Endlösung der Palästinafrage. Frau Buchholz steht, zusammen mit der “Friedensbewegung in Israel” und der “internationalen Antikriegsbewegung”, auf der Seite der Hisbollah, kämpft gegen die “Dämonisierung” ihrer libanesischen Friedensfreunde und behauptet: “Die meisten arabischen Organisationen haben mit der Existenz Israels kein Problem.” (http://www.achse-des-friedens.de/aktionen_lk05.htm) Von Frau Buchholz, Mitglied des geschäftsführenden Parteivorstandes der LINKEN, und ihren Freunden bei “Marx 21”, dem “Netzwerk für Internationalen Sozialismus”, mal abgesehen.
“International” bedeutet in diesem Fall: Die Gründer des Netzwerks kommen aus 11 Bundesländern. Nicht in der Lage, daheim den Mindestlohn durchzusetzen oder ein paar “nationalbefreite Zonen” zurückzuerobern, wollen sie den Nahen Osten neu ordnen - mit weniger geben sie sich nicht ab. Für den “Weg zum Frieden in Nahost” haben sie ein Positionspapier erarbeitet, danach soll in Palästina “ein gemeinsamer, weltlicher und demokratischer Staat geschaffen” werden, “in dem Juden, Muslime und Christen mit gleichen Rechten zusammenleben können”. (http://marx21.de/content/view/452/43/)
Weil das friedliche Zusammenleben der Fatah und der Hamas in einem gemeinsamen, weltlichen und demokratischen Palästina schon so gut klappt, rechnen die megalomanen Gartenzwerge von “Marx 21” mit einigen Anlaufschwierigkeiten bei der Verwirklichung ihres Projekts. Nicht ausgeschlossen, dass die notorisch friedlichen Muslime, die dann in der Mehrheit sein würden, vor lauter Freude ein wenig über die Stränge schlagen könnten.
“Viele Gegner eines gemeinsamen Staates befürchten Übergriffe der arabischen Bevölkerung auf die jüdische Bevölkerung. Tatsächlich wird es angesichts der Erfahrungen der letzten Jahrzehnte lange dauern, bis die entstandenen Wunden verheilt sind und ein vertrauensvolles Zusammenleben möglich ist. Doch je früher dieser Prozess beginnt, desto größer sind die Chancen, dass er erfolgreich zu Ende geführt werden kann.”
Und darauf kommt es an.
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