Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
27.06.2008 23:02 +Feedback
Ich kann es verstehen, dass so viele Leute mich unbedingt kennenlernen wollen. Würde ich nur meine Texte lesen, ginge es mir genauso. Was mich nur ein wenig wundert: Haben diese Leute keine Hunde, Blumen oder Zierfische daheim, um die sie sich auch mal kümmern müßten? Manche reißen sich echt den Arsch auf, beantragen Prozeßkostenhilfe und verklagen mich, um sich hinterher zu beschweren, dass ich nicht persönlich zur Verhandlung erschienen bin, wie die Fachfrau für Grundbucheintragungen und jüdische Vetternwirtschaft (http://henryk-broder.com/2007/12/26/judische-vetternwirtschaft/) oder der Potsdamer Psychologe, der fast jeden Tag ein Broder-Dossier schreibt und es in alle Welt verschickt (http://website.webcenter.lycos.de/www.reich-kaufmann.de/page/kontakt.htm). Sehr fleißig ist auch mein irrer PR-Agent, der ständig neue Werbekampagnen mit mir entwirft (http://henryk-broder.com/2008/03/19/mein-irrer-pr-agent/) Er wird nur noch überboten von einem Künstler, der eine große Karriere hingeschmissen hat, um sich mit mir beschäftigen zu können - unter Mißachtung aller Regeln der Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. (http://www.arendt-art.de/deutsch/Henryk_m_broder/broder-henryk-anhoerung_bundestag_brief_edathy.htm)
So bringe ich ein wenig Licht in manch dunkle Hütte.
Und auch in der Provinz brodelt es tüchtig. Kaum ist in der Badischen Zeitung ein Artikel über die Anhörung im Innenausschuss des Bundestages erschienen (http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/politik/55,51-22671977.html), greift “Die Tochter” zur Feder und schreibt sich einen Alptraum von der Seele: “Ich hoffe nur, dass Henryk M, Broder nicht Bundesbeauftragter für Antisemitismus wird” (http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/1,51-22868207.html). Früher hat sie mich telefonisch belästigt oder ist mir bis nach Zürich nachgereist, heute schreibt sie Leserbriefe. Und weil sie nicht die einzige in Baden ist, die den Antisemitismus so ernst nimmt, dass sie ihn nicht den Antisemiten überlassen kann, melden sich auch andere BZ-Leser zu Wort, die beim Spätzle-Essen auf eine Beilage verzichten, um sich Gedanken über mich zu machen: “Ich verstehe Broder überhaupt nicht mehr” (http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/1,51-22897475.html), “Die Menschenwürde darf niemand verletzen” (http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/1,51-22917259.html).
Denn die ist im Badischen ebenso heilig wie die Kehrwoche.
Und hier die Volltexte:
Badische Zeitung vom Dienstag, 17. Juni 2008
Der Judenhass ist allen Extremisten gemeinsam
Der Verfassungsschutz warnt vor zunehmendem Antisemitismus, der bis in die Mitte der Gesellschaft hineinreicht
Von unserem Korrespondenten Armin Käfer
BERLIN. Der Bericht des Verfassungsschutzes ist alarmierend: Der Antisemitismus stirbt nicht aus. Im Gegenteil. Er nimmt zu. Was kann der Staat gegen einschlägige Vorurteile, judenfeindliche Propaganda und solchermaßen inspirierte Straftaten tun? Das hat am Montag der Innenausschuss des Bundestags mit Experten erörtert.
Jeden Tag geschehen in Deutschland vier politisch motivierte Straftaten mit antisemitischem Hintergrund, wie es in der Statistik des Bundeskriminalamtes heißt. In den meisten Fällen handelt es sich um Volksverhetzung oder so genannte Propagandadelikte. Die Fallzahlen waren im vergangenen Jahr rückläufig. Die Zahl der antisemitischen Gewalttaten stieg dafür drastisch: von 44 auf 61. Antisemitismus ist ein alltägliches Phänomen, mit dem jedermann konfrontiert werden kann. Das zeigen Ermittlungen bei Ebay. Jörg Ziercke, der Chef des Bundeskriminalamts, sagte, im Sortiment des Internetauktionshauses wurden 10 000 verdächtige Angebote festgestellt. In 900 Fällen liege mutmaßlich eine Straftat vor.
Antisemitismus sei “zweifellos ein Problem für die innere Ordnung, Sicherheit und Stabilität unseres Landes” , befindet der Historiker Julius H. Schoeps, Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam. Judenfeindschaft komme in allen Altersgruppen und allen politischen Lagern vor. Sie sei “tief in die Geschichte des christlichen Abendlandes eingewurzelt” . Schoeps erkennt ein gefährliches Potenzial, weil der Antisemitismus zu einem Konsensthema zu werden drohe, bei dem sich Wertkonservative und Altlinke, Neonazis und Islamisten, Geschichtsrevisionisten und gewaltverherrlichende Rapper verständigen könnten.
Manchmal kommt Antisemitismus als Kritik an Israel daher
Entgegen der Annahme, die NPD habe sich eine “taktische Zivilisierung” auferlegt, warnt Schoeps: Der Rechtsextremismus sei heute wieder in einer erstaunlichen Offenheit und Aggressivität antisemitisch. Heinz Fromm, Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, spricht gar von einer “Brückenfunktion der Judenfeindschaft zwischen der Mitte der Gesellschaft und dem Rechtsextremismus” . 20 Prozent der Bundesbürger ließen bei Umfragen latent antisemitische Einstellungen erkennen. Rechtsradikale nutzten israelkritische Vorbehalte in der Bevölkerung “als Vehikel, um sie antisemitisch aufzuladen” . Zudem sei es notwendig, die Kooperation zwischen Rechtsextremisten und Islamisten nicht außer acht zu lassen. Der Publizist Henryk M. Broder warnt vor einer modernen Spielart der Judenfeindschaft, die er “Antisemitismus ohne Antisemiten” nennt. Er komme im Kostüm der Kritik an Israel daher. “Der moderne Antisemit verehrt Juden, die seit 60 Jahren tot sind, nimmt es aber lebenden Juden übel, wenn sie sich zur Wehr setzen” , sagt Broder.
Was tun? Schoeps und andere Experten fordern von der Bundesregierung einen jährlichen Antisemitismus-Bericht nach dem Muster des Verfassungsschutzberichts. Andere fordern einen Bundesbeauftragten für das Thema.
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/politik/55,51-22671977.html
Leserbriefe
Badische Zeitung vom Mittwoch, 25. Juni 2008
ANTISEMITISMUS:
Ich hoffe nur, dass Henryk M, Broder nicht Bundesbeauftragter für Antisemitismus wird
Mich erschreckt, dass Henryk M. Broder, der ehemalige St.-Pauli-Nachrichten-Redakteur und Islamophobie-Spezialist, im Innenausschuss des Bundestages angekommen ist. Machen ihn seine verleumderischen Aussagen gegen alle Israelkritiker bereits zum Antisemitismusexperten? Dass er angesehene Wissenschaftler, wie Prof. Alfred Grosser, selbst Jude und Prof. Udo Steinbach, Berater der Bundesregierung, mit schmutzigen Äußerungen überzieht?
Sein Ziel ist es wohl Antizionismus und Israelkritik mit Antisemitismus gleichzusetzen, was heißt, jegliche Kritik an menschenrechtsverletzender israelischen Politik im Keim zu ersticken. Mich zum Beispiel bezichtigte er unter anderem, den Antisemitismus koscher zu machen. Das spricht für sich selbst.
Broders Aussagen erscheint mir, bergen die große Gefahr, den wirklichen Antisemitismus zu verharmlosen und dazu beizutragen, dass dieser Begriff da seine Bedeutung verliert, wo er wirklich am Platz ist. Noch schlimmer ist, dass sich der Bundestag und die Bundesregierung so kritiklos und blauäugig in die Hände solcher “Experten” begeben.
Nachdem jetzt ein Bundesbeauftragter für das Thema Antisemitismus gefordert wurde, ist zu hoffen, dass nicht Henryk M. Broder für diesen Posten auserkoren wird.
Evelyn Hecht-Galinski, Malsburg-Marzell
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/1,51-22868207.html
Badische Zeitung vom Donnerstag, 26. Juni 2008
ANTISEMITISMUS:
Ich verstehe Broder überhaupt nicht mehr
Peinlich und erschreckend, wenn man den Bock zum Gärtner macht. Um Gottes willen möge man ihn nicht zum Bundesbeauftragten gegen Antisemitismus machen! Wie würden dies unsere muslimischen Mitbürger verstehen?
Was habe ich ihn verehrt in den 70er Jahren für seine kritischen und den Punkt treffenden Beiträge in unseren Politikmagazinen. Doch seit Jahren nun verstehe ich den einst scharfsinnigen Analysten unserer Gesellschaft Broder überhaupt nicht mehr. Der Hass auf alles Muslimische (siehe auch Köln und sein völlig überzogenes Anti-Moschee-Engagement) muss ihm völlig Hirn und Sicht vernebelt haben, die Freunde des israelischen Volkes nicht von denen der Palästinenser-unterdrückenden Staatsführung Israels unterscheiden zu können.
Dass ein Journalist mit dem früheren Format eines Henryk M. Broder nicht die Chancen in der Verständigung mit den Nachbarstaaten — und nur dort! — sieht, verwundert mich, da die Kriegsstrategien doch bisher und zu allen Zeiten nur zu weiteren Eskalationen führten.
Sein publizistischer Feldzug spielt den Antisemiten gerade zu in die Hände; jede Differenzierung geht dabei verloren, der braune Schlamm dehnt sich aus. Evelyn Hecht-Galinsky dagegen ficht seit Jahren für Verständigung und für ein anderes Bild der jüdischen Gemeinschaft. Ihr sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt für ihr nimmermüdes Engagement.
Dieter Kaltenhäuser, Breisach
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/1,51-22897475.html
Badische Zeitung vom Freitag, 27. Juni 2008
ANTISEMITISMUS :
Die Menschenwürde darf niemand verletzen
Mag sein, dass Rechtsradikale israelkritische Vorbehalte als Vehikel nutzen, um die Bevölkerung antisemitisch aufzuladen. Aber vielen vorurteilsfreien Deutschen, die keinerlei rechts- oder linksradikale Kontakte haben, gibt zu denken, dass unsere Politiker und die meisten Medien sich nicht trauen, Kritik an der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik zu äußern. “Darf Deutschland nicht kritisieren, weil es Auschwitz verschuldet hat? Im Gegenteil: Die Grundwerte der Bundesrepublik verlangen es, gegen die Verletzung der Würde zu protestieren — egal wer sie verletzt. Israel verletzt ununterbrochen die Würde der Menschen in Gaza und im Libanon” , sagte (laut BZ) Alfred Grosser, der 81-jährige Holocaust-Überlebende anlässlich des israelischen Angriffs auf den Libanon. H. M. Broder dagegen sieht in Israelkritikern gleich Antisemiten: “Der moderne Antisemit verehrt Juden, die 60 Jahre tot sind, nimmt es aber lebenden Juden übel, wenn sie sich zur Wehr setzten.” Dazu kann ich nur sagen: Verehrungswürdig sind für mich vor allem diejenigen lebenden Juden, die sich dagegen wehren, für die menschen- und völkerrechtsverachtende Politik vereinnahmt zu werden oder sie durch Schweigen mitzuverantworten, wie zum Beispiel Alfred Grosser, Evelyn Hecht-Galinski und Uri Avnery, der jüngst ins Grübeln kam über den “Kowtow” (Kotau) der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten gegenüber der Israel-Lobby (nachzulesen im Internet unter http://www.uri-avnery.de
Ekkehard Köthner, Merzhausen
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/1,51-22917259.html
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