Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
11.11.2007 12:14 +Feedback
An dieser Stelle war schon öfter davon die Rede, dass “Friedensaktivist” keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Jeder darf sich so nennen, ebenso wie “Tochter”, “Eventveranstalter” und “Konkursberater”. Es sind sozusagen die letzten freien Berufe, nachdem inzwischen sogar “Geistheiler” einen Gewerbeschein brauchen. Einen “Friedensaktivisten” erkennt man vor allem daran, dass er sich am liebsten in der Etappe, fernab der Front aufhält, wo eigentlich sein Platz wäre, um für den Frieden zu werben. Deswegen ist “Dr. Reuven Moskovitz” so oft in Deutschland, um hier für den Frieden im Nahen Osten auf die Pauke zu hauen. Kaum eine Evangelische Akademie, an der er noch nicht referiert hätte, obwohl sein Doitsch so rudimentär ist wie das eines 16jährigen Rappers aus Wanne-Eickel, kein “Friedensfest”, auf dem er noch nicht gesteppt hätte. Wus a parnusse! Und nun singt er auch. Nächste Woche gibt Dr. M. eine Performance im Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg - auf Mammeloschn:
= Der Heidelberger Friedensratschlag lädt ein:
Frieden - einmal anders - Jiddische Texte und Lieder
mit Dr. Reuven Moskovitz
Friedensaktivist aus Jerusalem
und Susanne Wuwer-Belz, Wilhelmsfeld
im DAI, Sophienstr. 12, Heidelberg
Freitag, 16. November 2007, 20 Uhr =
In der Vita zu der Einladung heisst es:
= Reuven Moskovitz, 1928 in Rumänien geboren, entkam der NS-Judenvernichtung und wanderte 1947 nach Palästina aus. Er wurde dort zum Mitbegründer des Kibbuz Misgav-Am (= Festung des Volkes) an der Grenze zum Libanon. Nach längerer Tätigkeit als Geschichtslehrer in Israel verbrachte er 1974 ein Forschungsjahr in Berlin, um seine Promotion zum Thema “Deutsche und Juden zwischen der Macht des Geistes und der Ohnmacht der Gewalt” zu schreiben.
Von Anfang an engagierte er sich in der israelischen Friedensbewegung und wurde 1967 Sekretär der neu entstandenen “Bewegung für Frieden und Sicherheit”. Diese wandte sich gegen die Annexion der von Israel besetzten palästinensischen Gebiete und setzte sich ein für eine sofortige faire Lösung des palästinensischen Flüchtlingsproblems, für die gegenseitige Anerkennung Israels und der arabischen Staaten sowie für das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung! =
So weit, so gut. Aber was macht der “Friedensaktivist”, der sich selbst gerne auch als “Friedensabenteurer” bezeichnet, wenn er sich nicht für eine sofortige faire Lösung des palästinensischen Flüchtlingsproblems einsetzt? Das steht hier: http://www.sktours.net/our%20team.asp
= Reuven Moskovitz was born in Schtetl Frumusica in
Romania in 1928. He survived the Holocaust and
immigrated to Palestine in 1947, where he was one of
the founders of Kibbutz Misgav Am on the Lebanon
border.
After studying History and Hebrew Culture at the
University at Tel Aviv and the Hebrew University at
Jerusalem, he was a history teacher for many years.
With his work on the subject ‘‘Germans and Jews
between the power of spirit and the powerlessness of
violence’’ he received his doctorate in History in
Berlin in 1974…
He was among the first founders of the peace village
Neve Shalom/Wahat Salam, where Israeli Jews and
Palestinans live together.
For many decades he has been very active in trying to
ameliorate the understanding between Palestinians and
Jews and to improve the reconciliation between Germany
and Israel…
Together with S.K. Tours in Nature Reuven has
orgenized many political oriented groups to Israel,
Jordan and the Sinai. =
Dr. Reuven Moskovitz führt Touristen durch die Wüste. Für einen Akademiker ist das eine ehrenwerte Arbeit. Dennoch scheint Dr. Moskovitz für diese Aufgabe ein wenig überqualifiziert. Er hat ja 1974 in Berlin promoviert. Dummerweise ist seine Dissertation in Berlin nicht zu finden. Kann uns vielleicht ein achgut-Leser weiterhelfen? Bei wem könnte der hauptamtliche Friedensaktivist Moskovitz promoviert haben?
a) bei Alice Cooper
b) bei Alice Schwarzer
c) bei Alice in Wonderland
Das Thema seiner Dissertation - ‘‘Germans and Jews between the power of spirit and the powerlessness of violence’’ - klingt allerdings verdächtig nach OSI und Ekkehart Krippendorff - das ist der Mann, der sich seinen Platz in der Hall of Fame der deutschen Philosophen mit der Frage erarbeitet hat, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sich die Juden zu Sitzstreiks hingesetzt hätten, statt sich von den Nazis widerstandslos abtransportieren zu lassen.
Wer die Dissertation von “Dr. Reuven Moskovitz” findet und sie uns schickt, wird von uns zum Deutsch-Amerikanischen Volksfest in Berlin und anschliessend zu einem Essen im Restaurant “Geisterbahn” (Hauptstraße 5o, 1o872 Berlin) eingeladen.
Siehe auch: Reuven bei den Missionaren
http://www.missio-aachen.de/veranstaltungen-aktionen/aktion/archiv/wms2004/gaeste/gast-moskovitz.asp
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