Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

18.11.2007   12:01   +Feedback

Werner macht den Pirker

Ich hätte es so gern, wenn sich mal Barbara Schöneberger oder Maybrit Illner meiner annehmen würden, aber es sind nur Knut Mellenthin, das Gewissen des Holocaust, und Werner Pirker, die Nachgeburt der Oktoberrevolution, die sich um mich sorgen. Pirker, früher Moskaukorrespondent des Zentralorgans der KP Österreichs, “Volksstimme”,  philosophiert inzwischen über Moral und Amoral für die “junge welt”, das frühere Zentralorgan der Freien Deutschen Jugend in der DDR, heute die tägliche Ausgabe der “Jungen Freiheit”. http://www.jungewelt.de/2007/11-17/058.php Zuletzt hat sich Pirker in der “jungen welt” über die “Holocaust-Religion” ausgemährt:

“Das konstituierende Moment des neudeutschen Antifaschismus ist die Holocaust-Religion. Nicht die Aufklärung über den faschistischen Massenmord, sondern seine Auslagerung aus Zeit und Raum, seine Banalisierung zum geschichtslosen Bösen. Von der Entlassung des Holocausts aus der Geschichte der Klassen- und nationalen Befreiungskämpfe des 20. Jahrhunderts führt ein gerader Weg zur bedingungslosen Apologie des zionistischen Staates, dessen Existenz auf der Negation der Emanzipationsgeschichte aufbaut.”

So gesehen, war der Holocaust ein Produkt des Klassenkampfes und der Befreiungskämpfe des 2o. Jahrhunderts. Und ich hatte schon angenommen, er habe was mit dem Antisemitismus zu tun, der ein konstituierendes Element der NS-Ideologie war, bevor er von den Linken adaptiert und adoptiert wude. Dass der “zionistische Staat”, dessen Namen Volksgenosse Pirker ebenso wie sein Vorbild, der iranische Präsident, nicht einmal in den Mund nimmt, “auf der Negation der Emanzipationsgeschichte aufbaut”, ist ebenfalls eine Enthüllung, die das 2o. Jahrhundert in ein neues Licht taucht. Nachdem zuerst die Nazis und dann die Kommunisten den Juden jede Möglichkeit gegeben haben, sich zu emanzipieren, haben diese alle Angebote ausgeschlagen und beschlossen, sich an Europa und Werner Pirker zu rächen, indem sie sich auf den Weg nach Palästina machten, um dort die Israel-Lobby zu gründen. Und jetzt ist wieder der Werner an der Reihe. Die Emanzipationsgeschichte hört auf sein Kommando.

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