Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

14.07.2007   12:46   +Feedback

Zinsfreie Geschäfte mit der Scharia

Wer an Gott glaubt, der führt ihn auch hinters Licht. Katholiken lassen sich die Beichte abnehmen, Juden umgehen das “Schmitta”-Gebot, indem sie ihr Land zum Schein an Nichtjuden verkaufen, und Moslems machen zinsfreie Geschäfte. Wie so etwas geht, stand gestern in der Wiener Zeitung:

Giebelkreuz und Halbmond: RZB setzt bereits auf Islam-konforme Produkte
Von Stefan Melichar

Wien. Die Scharia hält Einzug in Österreichs Bankenwelt. Dabei verbietet das – oft kritisierte – strenge islamische Recht sowohl Zinsen als auch Spekulation. Dennoch orten Experten mittelfristig ein starkes Geschäftspotenzial für die heimischen Banken – zum einen im Inland, zum anderen bei der Ost-Expansion.

Laut einer am Freitag vorgestellten Studie des Beratungsunternehmens A.T. Kearney leben in Österreich rund 400.000 Moslems. In Osteuropa – ein wichtiger Markt für die heimischen Banken – liege der Anteil an der Gesamtbevölkerung meist noch über den österreichischen fünf Prozent. Zwar würden Islam-konforme Finanzprodukte auch in “Kernländern” wie der Golfregion oder Süd-Ost-Asien “Nischenprodukte” darstellen, die Wachstumsraten lägen jedoch bei 15 bis 20 Prozent pro Jahr, erklärt A.T. Kearney-Experte Alexander von Pock.

Als erstes österreichisches Institut hat sich die Raiffeisen Zentralbank (RZB) dem Thema “Islamic Banking” angenommen und bietet anderen Banken – meist aus dem arabischen Raum – zinsfreie Konten oder Anleihen an. Im Retailbereich dürften mit dem Raiffeisen-Giebelkreuz gekennzeichnete Produkte aber noch auf sich warten lassen. Tarek Mourad von der RZB sieht hier zu wenig Nachfrage.

Während sich die österreichische UniCredit-Tochter Bank Austria-Creditanstalt auf Beratungstätigkeit beschränkt, will Konkurrentin Erste Bank noch heuer einen eigenen Fonds nach islamischem Recht in ihr Portfolio aufnehmen. Derzeit werde gerade sorgfältig geprüft, worin der Fonds investieren darf, erläutert Dieter Kerschbaum, Sprecher der Erste-Bank-Fondsgesellschaft Sparinvest. In diesem Zusammenhang versteht die Scharia nämlich keinen Spaß: Investments in Geschäfte mit Waffen, Drogen, Alkohol, Schweinefleisch, Prostitution, Pornografie und Glücksspiel sind absolut tabu.

Darüber hinaus dürfte auch das Zinsverbot den heimischen Banken zu schaffen machen. Bei einfachen Produkten kann man dieses jedoch relativ leicht umgehen: Anstatt etwa einen Kredit für ein Auto zu gewähren, kauft dieses die Bank und gibt es für einen Preisaufschlag an den Kunden weiter. Dieser zahlt seine Schuld in Raten ab.

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