Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
28.05.2007 23:33 +Feedback
Alles, was man über die SPD wissen muss, findet man schon bei Tucholsky. Der liess seinen Herrn Wendriner (“Ein älterer, aber leicht besoffener Herr”) schon vor 77 Jahren sagen: “Ick werde wahrscheinlich diese Pachtei wähln – es is so ein beruhjendes Jefiehl. Man tut wat for de Revolutzjon, aber man weeß janz jenau: mit diese Pachtei kommt se nich.”
Und daran hat sich bis heute nix geändert. Das beruhigende Gefühl, etwas für die Revolution zu tun, verbunden mit der Gewißheit, dass sie dank der SPD nicht kommt, verführt so manchen Genossen zu virtueller Umtriebigkeit. Zuletzt sahen wir Kurt Beck und seine drei Stellvertreter durch die Landschaft laufen - wie einst Henry Fonda und seine Jungs im “Spiel mit das Lied vom Tod”. Aber auch auf der Ebene der Ortsvereine, wo sich Männerschweiss mit Jägermeister mischt, tut sich einiges. Seit kurzem gibt es einen “Arbeitskreis jüdischer Sozialdemokraten” in der SPD. Was nicht ganz so sinnfrei ist, wie es sich im ersten Moment anhört. Die Juden hoffen auf die baldige Ankunft des Messias, die Sozialdemokraten auf den Abgang von Oskar Lafontaine noch vor der nächsten Bundestagswahl. Woran aber glauben jüdische Sozialdemokraten? An Hühnerbrühe für alle? An ein Leben vor dem Tode? An die ausgleichende Gerechtigkeit, nur weil einer, der als SPD-Vorsitzender gescheitert ist, immer noch Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer werden kann?
Nein, es ist noch komplizierter. Hier steht es: “Jüdische Sozialdemokraten haben Sorgen wegen Ressentiments gegenüber Muslimen” - http://islam.de/8469.php
Und jetzt warten wir geduldig ab, bis sich ein “Arbeitskreis moslemischer Sozialdemokraten” in der SPD bildet, der als erstes seiner Sorge wegen Ressentiments gegenüber Juden Ausdruck gibt.
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