Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
03.01.2008 22:52 +Feedback
Lieber Herr Broder,die folgenden Zeilen mögen belegen, wie austauschbar der gefährlich demagogische Schwachsinn ist, der Ihnen unverständlicherweise erlaubt wird unter das Volk zu streuen, welches, und das wissen Sie ganz genau, Satire nicht von ‘Wahrheit’ zu unterscheiden weiß:
“Dass die zionistischen Fundamentalisten, die nicht nur Herrn Rabin ermordet, sondern auch Tausende ihrer arabischen Landsleute vom Leben zum Tode befördert haben, nur noch eine Armlänge von der Verfügungsgewalt über Atomwaffen entfernt sind, bereitet den Kommentatoren nur leichte Kopfschmerzen. Denn wenn Iran jemals die A-Bombe haben sollte, dann kann man es den Israelis nicht übelnehmen, dass sie mit dem großen Nachbarn auf gleicher Augenhöhe kommunizieren wollen.
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Freilich: der Alptraum hat nicht vor zwei Tagen angefangen. Die Europäer träumen ihn mit offenen Augen, als würden sie sich einen Horrorfilm im Kino ansehen, der nichts mit dem wirklichen Leben zu tun hat. Und während sie sich voller Lustangst auf das Ende der Welt durch den Anstieg der Weltmeere vorbereiten und derweil über den Anstieg der Benzinpreise aufregen, merken sie nicht, was für eine Tsunami-Welle auf sie zurollt.
Der zionistische Fundamentalismus verwirklicht sich in der Verbindung von Barbarei und Hightech. Sein Ziel ist nicht die Befreiung Palästinas von der islamistischen Bedrohung, die Rückeroberung uralter Stammesgebiete durch gewaltbereite, fanatische Siedler oder die Wiederherstellung der salomonischen Herrschaft, sondern die Apokalypse. Dabei ist es müßig, darüber zu streiten, ob es sich um eine religiöse oder eine politische Bewegung handelt, ob die Religion “instrumentalisiert” oder die nie heilende Wunde des Holocaust als Mittel zum Zweck benutzt wird.
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Es geht darum, nicht nur die arabische Welt das Fürchten zu lehren. Der feige Luftkrieg gegen vorwiegend zivile Ziele im Libanon waren nur ein Vorgeschmack auf das, was Menschen zu leisten vermögen, die den Tod mehr als das Leben lieben und alle verachten, für die das Leben das höchste aller Güter ist.
Über diese Asymmetrie in der Auseinandersetzung hilft kein taktisches Konzept hinweg. Und deswegen ist es auch egal, ob die UNO zahllose internationale Rechtsbrüche Israels toleriert, Europa die Stellungen der Hizbullah auskundschaftet oder die “Herzen der leidgeprüften Juden” durch Konfliktlösungsversuche ohne Ende versucht zu eroben. So rum oder so rum, jeder, der eine friedliche Lösung auch nur anspricht, steht den zionistischen Fundamentalisten im Wege und muss deswegen mit dem Fluch des “Antisemitismus” belegt werden.
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Wenn sie dagegen völkerrechtswiedrige Angriffskriege führen, auf Steine werfende Kinder schießen, Krankenwagen an Chekposts solange aufhalten, bis der Patient gestorben ist oder einen Rassismus zur Schau tragen, die selbst die Vergewaltigung feindlicher Frauen verbietet, dann setzen sie nur ihren Glauben in die Tat um und verbitten sich jede Kritik, die sie natürlich auch als “judäophob” empfinden. Aller Rückständigkeit zum Trotz haben die Steinzeitzionisten eine Lektion gelernt: Schurkereien machen sich bezahlt, der Westen ist im Begriff, aus Angst vor dem Tode Selbstmord zu begehen.
Eine solche Schwäche würde sich die von rechten Zionisten unterwanderte Israelische Armee nie erlauben, schon gar nicht gegenüber der palästinensischen Zivilbevölkerung. In Palästina wurden im Laufe von sechs Jahren über 3500 Menschen von israelischen Soldaten umgebracht. Warum?
Das atomare Programm Israels dient nur friedlichen Zwecken, in zahllosen, geheimen Zentrifugen ist nicht Uran angereichert, sondern Softeis hergestellt worden; das Regime einer fanatischen, selbstherrlichen Soldateska in Tel Aviv, das wesentlich mehr Zivilisten als ‘Kämpfer’ das Leben gekostet hat, muss alimentiert werden, um eine “humanitäre Katastrophe” zu verhindern, damit nicht Gruppen an die Macht kommen, die noch radikaler sind; für seine Verdienste um die Menschenrechte wurde Israel im Jahre 2007 mit modernsten Waffen im Wert von 10000000000 $ belohnt; der Massenmörder von Beirut und Gaza wurden vor kurzem von Amerikas Präsident Bush mit allen Ehren empfangen, nicht obwohl, sondern weil er wegen einiger entführter Soldaten über 1000 Zivilisten zerfetzte (...)
Auch diese humanitäre Großtat wurde umgehend großzügig belohnt, etwa mit der Lieferung neuester Waffensysteme, die vor allem zum Angriff taugen.
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Auch die Mörder von Yizhak Rabin wussten, das sie wenig zu befürchten haben. Das halbe Land ist bereits in der Hand der Extremisten, für Sanktionen ist es zu spät. Der atomare Alptraum geht weiter. Die einen sind noch nicht am Ziel, aber die anderen haben das Rennen bereits verloren.”
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Wohlgemerkt, solch gefährlicher Unfug stellt
nicht meine Meinung
dar, solcherlei rassistische Polemik zum Zwecke persönlicher Bereicherung ist mir zutiefst zuwieder. Dieses Land hat bereits genug Irre mit rassistischen Parolen hervorgebracht. Ist das noch nicht genug? Müssen erst erneut Güterzüge mit semitischen Opfern durch Europa rollen, diesmal die muslimischen Brüder und Schwestern der grössenwahnsinnig gewordenen Juden und Christen? Müssen jetzt ‘rechte’ Deutsche mit ‘rechten’ Israelis gemeinsame Sache machen und zusammen über einen gemeinsamen ‘Feind’ herfallen, um die nie aufzulösende deutsche Scham (für die es keine Ent-Schuldigung geben kann!) über das grösste Verbrechen der Menschheitsgeschichte zu kompensieren?
Bitte! Helfen sie mit, den Dämon zu integrieren, statt ihn durch Abspaltung zu füttern, damit er demnächst wieder ausbricht! (Übrigens: Woher wissen Sie so genau, wer Frau Bhutto ermordet hat? Da die ‘Achse des Guten’ ja bekanntlich untrennbar mit der ‘Achse des Bösen’ verbandelt, ja ohne sie undenkbar ist - ist die Verbindung vielleicht doch enger, als Sie zuzugeben bereit sind?)
Hochachtungsvoll, Ihr
labernder Schwachkopf
P.S.: Danke, dass man sich inzwischen nicht mehr schuldig macht, wenn man ihnen schreibt. Dass ich ein Recht habe zu schweigen, weiß ich selbst. Dass meine Vorfahren das vor und nach der Barbarei für sich in Anspruch nahmen, finde ich heute noch zum Kotzen. Deshalb schweige ich nicht. Schade: In vielem würde ich Ihnen sachlich Recht geben, aber Ihre unerträglich rassistische Polemik macht jegliche Übereinstimmung zunichte. Wer Hass säht, wird Barbarei ernten. Das Gilt für Sie genauso wie für ihre islamistischen Brüder im Geiste.
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